Münchner Ganzsachensammler Verein 1912 e.V.
☰
Aus der Vereinsgeschichte
Schon vor über 100 Jahren wurde im Raum München das Sammeln
von Ganzsachen gepflegt. Bei der 1884 veranstalteten ersten
größeren Postwertzeichen-Ausstellung im Münchner Odeon
waren beachtliche Sammlungen von Ganzsachen aus dem Besitz
Münchner Sammler ausgestellt. Im Jahr 1909 kam es zu einem ersten
- vorerst noch erfolglosen - Versuch der Gründung eines Vereins,
der sich vornehmlich auf das Sammeln von Ganzsachen konzentrieren
sollte.
Am 1.12.1912 erfolgte schließlich auf Betreiben des
Versicherungsdirektors Franz Xaver Besold die Gründung des
Münchner Ganzsachen Sammler Vereins. Außer Herrn Besold
sind uns leider aus den ersten Jahren konkret keine Namen von
Vereinsmitgliedern bekannt. Die vielversprechende Entwicklung des
Vereins wurde durch den Ersten Weltkrieg und die Kriegsfolgen jäh
unterbrochen. Am 18. September 1920 nahm der Verein mit 9 Mitgliedern
im Hotel ‘Bamberger Hof’ in der Neuhauser Straße die
Arbeit wieder auf. Dort wurde durchschnittlich zweimal im Monat
getagt, bis das Vereinslokal im Juni 1944 einem Bombenangriff zum
Opfer fiel. Dabei gingen auch die Vereinsbibliothek mit Archiv und
Vereinseigentum unter.
Herr Besold leitete den Verein bis zu seinem Tode am 10. Oktober 1927. Die erste vereinsinterne Ausstellung fand am 15.12.1921 mit 7 Exponaten statt. Franz Schneider, der Verfasser des bis heute gründlichsten Werkes über die bayerischen Postkarten (1914), wurde dabei zum Ehrenmitglied berufen. Bis dahin hatte sich die Mitgliederzahl auf 44 erhöht und stieg bis zum 1.10.1928 auf 60. Der Vorsitzende Besold wurde auch mit der Leitung des 30. Deutschen Philatelistentages 1924 betraut und wurde dabei von einem Stab aus den Reihen unserer Mitglieder unterstützt. Bei der IPOSTA 1930 errangen 6 Mitglieder Auszeichnungen; an der MÜBRA 1935 beteiligten sich 11 Angehörige des Vereins. Durch Beschluß vom 28. Februar 1928 trat der MGSV dem Bund deutscher Philatelistenverbände des In- und Auslandes e.V. bei.
Seit 1932 leitete Hans Schedl als 1. Vorsitzender den Verein über die Zeit des Zweiten Weltkriegs hinweg. Sein Vorgänger Hugo Schröder, seit 1921 zweiter Vorsitzender und nach dem Tode Besolds 1927 erster Vorsitzender wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. In der Laudatio zum 25. Vereinsjubiläum, etwas verspätet 1938 gefeiert, wird die Mitgliederzahl wieder mit 60 angegeben und ließ erst durch die Kriegsereignisse stark nach. Das 3. Reich machte schon 1939 den 1.Vorsitzenden zum „Vereinsführer" und 1942 ein „Kameradschaftsführer"; die Vereinssitzung wurde zum „Kameradschaftsappell".
Auf die Kriegszeit folgten Jahre, in denen Vereine nur mit Zulassung durch die Militärregierung ihre Tätigkeiten entfalten durften. Bestrebungen in dieser Richtung gingen ab 1946 von Karl Rieger, seit 1932 2.Vorsitzender, aus. Tatsächlich zugelassen wurde der Verein jedoch erst nach einer Gründungsversammlung vom 17. April 1948 in der der Gaststätte „Scholastika" mit 13 Mitgliedern am 14. Juni 1948 mit Lizenz Nr. C1657. Da die Lizenz nur die Aufnahme von in Bayern wohnhaften Mitgliedern gestattete, wurde das Vereinsleben zunächst in bescheidenem Rahmen ohne Beitragserhebung geführt.
Die Mitglieder trafen sich jedoch alle 14 Tage in der
„Scholastika" bis 1951, dann im Hotel Schlicker im Tal zu
Diskussionen, kurzen Vorträgen und Neuheitenvorlagen, wobei
öfter Sammlungen von Mitgliedern aufgelegt wurden.
Unermüdlicher Gestalter dieser Zeit des Neuaufbaus war Karl
Rieger, von dem auch ein großer Teil der damaligen
Sitzungsberichte stammt.
Nach Aufhebung des Lizenzzwanges fand im Juli 1949 in der
„Scholastika" die nächste Hauptversammlung statt, in der
Dr. Dolf Hamburger als 1. Und Karl Rieger als 2. Vorsitzender
gewählt und der frühere Vorsitzende Hans Schedl zum
Ehrenvorsitzenden gewählt wurden. Neuheitendienst und
Mitgliederwerbung wurden wieder belebt.
Von da an fehlen Unterlagen bis zum Jahr 1954. In der Hauptversammlung
dieses Jahres wurden Senatspräsident Felix Brandl zum 1.
Vorsitzenden und Karl Rieger zum 2. Vorsitzenden gewählt. Zum 1.
Januar wurde die Mitgliederzahl 26, davon 3 Ehrenmitglieder
angegeben.
Nach dem Tode von Felix Brandl im Jahr 1963 wurden 1965 Hans Weigl 1.
Vorsitzender und Wilhelm Freiberg 2. Vorsitzender. Karl Rieger
mußte wegen seines stark angegriffenen Gesundheitszustandes 1965
die Vereinsarbeit aufgeben. Die Geschäfte führte sodann Dr.
Hamburger, in dessen Heim auch die Vereinssitzungen stattfanden. In
der Hauptversammlung 1969 wurde Dr. Hamburger nach dem Ableben von
Herrn Freiberg zum 2. Vorsitzenden gewählt. Dr. Hamburger
veranlaßte schon seit 1968, daß alle Mitglieder in
regelmäßigen Rundschreiben über die Tätigkeiten
und Ereignisse im Verein unterrichtet wurden. Die Mitgliederzahl war
1969 auf 53 gewachsen.
Die Hauptversammlung 1970 wählte nach Rücktritt von Herrn
Weigl, der zum Ehrenmitglied ernannt wurde, Dr. Hamburger zum
1.Vorsitzenden und Herrn Fritz Hartmann zum 2.Vorsitzenden. Der Verein
zählte inzwischen 69 Mitglieder und wuchs bis 1972 auf 76
Mitglieder. Die Vereinsabende wurden 1970 wegen der zunehmenden
Mitgliederzahl von der Wohnung Dr. Hamburgers in den Salvatorkeller am
Nockherberg verlegt.
Die zunehmende Verbreitung des Ganzsachensammelns führte dazu,
dass die Mitgliederzahl seit 1976 (87) bis 1999 auf 130 stieg.
Nachdem der Salvatorkeller 1999 durch Brand zerstört wurde,
fanden die Sitzungen in der Gaststätte „Dietrich von Bern"
in der Dietrichstr. in Neuhausen statt. 2006 zogen wir für ein
Jahr in den 'Schmankalwirt' in Obergiesing, bis auch dieses Lokal
schloss. Seit dem Herbst 2007, treffen wir uns, weiterhin am 3.
Dienstag jeden Monats, im Lokal "Hans Mielich" in Untergiesing.
Inzwischen liegt die Mitgliederzahl bei um die 50 Mitglieder.
Auf der Hauptversammlung 1984 erklärte Dr. Hamburger nach 14 Jahren seinen Rücktritt vom Vorsitz und wurde einer Verdienste wegen zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Ihm folgte Dr. Erich Rogal als 1. Vorsitzender, als 2. Vorsitzender Karlernst Geier, ab 1987 Joachim Czirwitzky und ab 1999 Clemens Reiners. Nach 25 Jahren trat Dr. Rogal bei der Hauptversammlung 2009 vom Amt des 1. Vorsitzenden zurück. Zu seinem Nachfolger wurde Clemens Reiners gewählt, zum 2. Vorsitzenden Johannes Greiner.
Ab 1970 wurde ein Rundsendedienst aufgebaut, der bis 1973 von Fritz Hartmann, danach von Werner Tzschentke und von 1999 bis 2004 von Dr. Hans Porth geleitet wurde. Inzwischen haben wir uns dem Rundsendedienst des BGSV angeschlossen.
Im Jahr 1979 stürzte sich der Verein in das Abenteuer, selbst
eine Rang-3-Ausstellung auszurichten. Die „Erste Bayerische
Ganzsachen-Ausstellung" vom 3.-4. November 1979 im
Mathäser-Festsaal in München zeigte 40 Ganzsachen-Exponate
in der Wettbewerbsklasse und 24 Exponate in einer Jugendklasse. Die
Ausstellung war „ein Ereignis, nicht nur für die
Ganzsachensammler, sondern insbesondere auch für den
Allgemein-Phliatelisten, dem sie zeigte, dass nicht nur Briefmarken
sammelnswert sind" (Die Ganzsache 4/79).
Im Zusammenhang mit dem 75-jährigen Gründungsjubiläum
1987 wurde dem Verein die Organisation der Rang-2-Ausstellung des LV
Bayern übertragen. Sie fand vom 9. - 11. Oktober 1987 in der
Hachinga-Halle in Unterhaching statt und zeigte 105 Sammlungen.
Das 100. Gründungsjubiläum 2012 wurde mit einer Wettbewerbsausstellung im Rang 3 begangen. Sie fand am 3. und 4. März in unmittelbarer Nachbarschaft zur internationalen Briefmarkenbörse München im M.O.C. statt und zeigte 45 Exponate.
Ein besonderer Markstein in der Geschichte des MGSV ist der Einstieg
in die Herausgabe von Ganzsachen-Katalogen. Schon am Neuen
Ganzsachenkatalog (NGK) des Berliner Ganzsachen-Sammler-Vereins
arbeiteten Mitglieder des Vereins mit. Der Schwaneberger Verlag wurde
etwa um 1970 über Herrn Wetzl dazu veranlaßt, in seinem
Deutschland-Spezial-Katalog mit dem Zeichen GA Hinweise auf
existierende Ganzsachen bei den entsprechenden Briefmarken
einzufügen. Das Echo hierauf bewog den Verlag, einen Katalog
für deutsche Ganzsachen herauszugeben. Unser Mitglied Herrmann
Wetzl bearbeitete daraufhin mit Unterstützung Dr. Hamburgers und
weiterer Mitglieder die deutschen Ganzsachen. Anfang 1972 erschien im
Schwaneberger Verlag der Michel-Ganzsachen-Katalog und wurde in der
Folge unter der Regie von Herrn Berg (bis 1997) und Herrn Weileder
stetig verbessert und ist mittlerweile ein Standardwerk der deutschen
Ganzsachen-Philatelie.
Nicht zuletzt durch das Erscheinen dieses Kataloges ist das Sammeln
von Ganzsachen aus dem Schatten des Mauerblümchendaseins getreten
und mittlerweile in weiten Kreisen populär geworden.
Schon 1970 begannen die Vorarbeiten für den
Europa-Ganzsachen-Katalog, der jedoch erst nach längerer
Bearbeitungszeit 1977 im Schwaneberger Verlag erscheinen konnte. Die
1. Auflage umfaßte noch ganz Europa, seitdem erscheinen die
Teile Europa West und Ost getrennt.
Zusätzlich wird seit 1985 der Katalog für deutsche
Bildpostkarten und Motivganzsachen bearbeitet.
Die Information innerhalb des Vereins, dessen Mitglieder zum
größten Teil weit über Deutschland und vereinzelt
sogar im Ausland verstreut wohnen, erfolgt seit 1974 über die
Zeitschrift „Die Ganzsache„, die etwa 4 Mal im Jahr vom
Berliner Ganzsachen-Sammler-Verein von 1901 in Zusammenarbeit mit dem
MGSV herausgegeben wird.
Seit dem Jahr 2000 ist der Verein auch im Internet unter
http://www.mgsv.de/
präsent und über eMail
erreichbar.
letzte Änderung: 23.02.2023
© by MGSV 1912 e.V.
Fliegenstr. 8, 80337 München
eMail:
(Für die Anzeige der Mailadresse muss Javascript zugelassen
sein)